Montag, November 25, 2024

Der Advent wurde nicht gemacht, um ihn durch Konsum und Stress instrumentalisieren zu lassen

Psychologischer Berater: „Diese Zeit der Vorbereitung eignet sich gut zu einer innerlichen Katharsis!“

Zum Beginn der Adventszeit mahnt der Leiter des Philosophischen Laienarbeitskreises und Psychologische Berater, Dennis Riehle  (Konstanz), in einem Statement für eine Rückkehr zu den religiösen Wurzeln der Vorweihnachtszeit. Er erklärt entsprechend:

Wofür brauchen wir eigentlich den Advent? Manche Menschen mögen antworten, um noch die letzten Geschenke einzukaufen. Wiederum andere sind der Meinung, um noch die letzten Aufgaben im alten Jahr abzuarbeiten. Und die nächsten möchten ihn zum Schmücken und Dekorieren nutzen. Weshalb aber nun tatsächlich diese Vorlaufzeit für Weihnachten? Das bekannte Kirchenlied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ (EG 1) von Georg Weissel (1623) macht dies in der vierten Strophe aus meinem Verständnis besonders gut deutlich:

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, eu’r Herz zum Tempel zubereit’. Die Zweiglein der Gottseligkeit steckt auf mit Andacht, Lust und Freud; so kommt der König auch zu euch, ja, Heil und Leben mit zugleich. Gelobet sei mein Gott, voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

Wir sollen also unsere Herzen zu einem Tempel bereiten, damit Gott durch seine Menschwerdung am Heiligen Abend dort einziehen kann. Aber was heißt das nun genau? Gerade in einer Zeit der zunehmenden Egozentrierung sind wir allein auf das eigene Wohl bedacht und kreisen nur noch um uns selbst. Insbesondere Ungerechtigkeit in der Gesellschaft verschließt uns vor Solidarität. Und nicht zuletzt vergessen wir allzu oft, dass vor der Nächstenliebe noch die Annahme der eigenen Person steht. Immer mehr Menschen scheinen gerade damit ein Problem zu haben, weil sie unzufrieden mit der individuellen Lebenssituation sind – und angesichts von vielen Krisen desorientiert nach Sinn suchen. Da kann es durchaus passieren, dass Zuversicht und Hoffnung verloren gehen. Frohsinn und Mut sind es aber, die wir brauchen, um das Wunder an der Krippe von Bethlehem zu verstehen. Dort zeigt sich die transzendente Ursprungskraft plötzlich in einer irdischen und menschlichen Immanenz. Das oft schwer fassbare Göttliche wird greifbar, in einem kleinen Kind inmitten von Stroh und umringt von Eseln und Hirten. Wir werden an den Anfang des Daseins zurückgeführt, in die Einfachheit. Und damit auch in die Genügsamkeit. Es zählt nicht mehr das Streben nach Erfolg und Leistung. Es geht weniger um das Erreichen von etwas, sondern um das Sein im Hier und Jetzt. Für viele ist das ein eklatanter Bruch mit ihre bisherigen Erwartungshaltung gegenüber ihrer eigenen Lebensphilosophie. Genau deshalb braucht es die Zeit des Ankommens, einige Wochen des Umschaltens von einem Modus der Großspurigkeit und Überheblichkeit in den der Bescheidenheit und Gelassenheit.

In das Zulassen von Emotionalität, die in einem Zeitalter der Perfektion so oft unerwünscht ist. Das Fühlen und Herauskramen vom Glücklichsein über das, was ist – und weniger ein Nachtrauern über jenes, was hätte sein können. Das Ermöglichen von Erfülltheit in den Dingen, die wir haben – und weniger im Anvisieren dessen, was vielleicht möglich wäre. Dass sich Bemühen um das Annehmen der Spiritualität, die uns manches Mal besser leiten kann als die starre Rationalität. Ein Wertschätzen der Barmherzigkeit, die uns der Vater im Himmel zuteilwerden lässt, die wir aber oftmals nicht richtig anzunehmen wissen, weil wir sämtliche Gesten, Gaben und Gegebenheiten als selbstverständlich verstehen. Dieses Geschenk, einige Jahrzehnte auf diesem Globus verbringen zu dürfen – auch wenn er im Augenblick voller Unfrieden und Hass scheint -, gibt uns die einmalige Chance, Träume zu verwirklichen und Ziele zu definieren. Ohne den Druck, dass alles gelingen muss. Aber unter der ständigen Begleitung eines wachsamen Schöpfers – der im Zweifel den Sturz nicht verhindert, uns aber beim Aufrichten wieder die Hand reicht – unsere Kreativität und Schaffenskraft zu nutzen, um am Ende mit Zufriedenheit zurückblicken zu können, scheint eine unbezahlbare Möglichkeit, der wir uns erst einmal bewusst werden sollten. Für diese Fokussierung braucht es den Advent. Damit wir nicht alles in Natürlichkeit hinnehmen, sondern uns zur Dankbarkeit überwinden können.

Weitere Informationen auf www.dennis-riehle.de und www.riehle-news.de.

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