Samstag, November 23, 2024

Der Kampf der Wertanlagen im digitalen Zeitalter um die Umweltfreundlichkeit

Bitcoin vs. Gold: der aufstrebende digitale Gigant und das ewige Edelmetall – Passen Bitcoin und Gold in das ESG-Schema? Warum ist dies eine Frage der Perspektive?

In Zeiten globaler Unsicherheiten suchen Investoren verstärkt nach Anlagemöglichkeiten außerhalb von Aktien und Bankgeschäften. Zwei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind Bitcoin und Gold. In der Welt der Investitionen gibt es kaum einen Vergleich, der so polarisiert wie der zwischen Gold und Bitcoin. Gold, ein physischer Sachwert, dessen Wertbeständigkeit und Gebrauchsnutzen seit Jahrtausenden geschätzt wird, steht Bitcoin gegenüber – einer digitalen Nominalwert-Währung, die erst seit etwas mehr als einem Jahrzehnt existiert, aber bereits extreme Höhen und Tiefen erlebt hat. Doch während diese Anlagen auf den Finanzmärkten für alternative Investments stehen, wirft ihr ökologischer Fußabdruck ernsthafte Fragen auf.

Die unerwarteten Kosten der Sicherheit

Gold gilt als Inbegriff der Sicherheit: Ein Totalverlust ist ausgeschlossen, es hat einen inhärenten Gebrauchswert und ist immun gegen Technologieausfälle. Bitcoin dagegen bietet theoretische Unabhängigkeit von staatlichen und institutionellen Kontrollen und zieht mit seiner potenziell hohen Anonymität bei Transaktionen viele an. Diese Vorteile werden jedoch durch die Risiken der Volatilität, potenzieller technologischer Schwachstellen und der Abhängigkeit von Strom und Internet gemindert. Eine Studie des Oak Ridge Institute in Ohio hat kürzlich einen alarmierenden Vergleich angestellt: Um Werte in Höhe von einem US-Dollar zu schürfen, verbraucht Bitcoin unglaubliche 19 Megajoule (MJ) Energie – viermal mehr als Gold, welches nur 5 MJ benötigt. Diese Zahlen werfen ein grelles Licht auf den enormen Energiebedarf des digitalen Zeitalters.

Der stille Energiehunger von Bitcoin

Das Bitcoin-Netzwerk, einst eine technologische Kuriosität, ist zu einem kolossalen Verbraucher von Elektrizität geworden. In der Debatte um Nachhaltigkeit bei alternativen Investments nimmt der CO-Fußabdruck von Bitcoin und Gold eine zentrale Rolle ein. Der Energieverbrauch für das Mining von Bitcoin ist immens und resultiert in einem signifikant hohen CO-Ausstoß. Bitcoin fällt in die Kategorie der komplexen Anlagen, wenn es um seine Passung in das ESG-Schema (Environmental, Social, Governance) geht. Umweltbezogen ist der hohe Energieverbrauch des Bitcoin-Minings, der 275 Terawattstunden pro Jahr beträgt, problematisch. Allerdings gibt es Bestrebungen, durch Initiativen wie den Crypto Climate Accord, den Energieverbrauch durch den Einsatz erneuerbarer Energien zu kompensieren und bis 2030 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Sozial bietet Bitcoin durch die Förderung finanzieller Inklusion und den Zugang zu Finanzdienstleistungen für Menschen ohne Bankkonten erhebliche Vorteile. Im Governance-Bereich ermöglicht Bitcoins dezentrale Struktur eine transparente und partizipative Entscheidungsfindung, was positiv im ESG-Kontext bewertet wird. Trotz der Herausforderungen, insbesondere in Umweltfragen, birgt Bitcoin das Potenzial für signifikante positive Beiträge in sozialen und Governance-bezogenen Aspekten. Die benötigte Energie, um die Blockchain aufrechtzuerhalten und Transaktionen zu validieren, steigt weiter, angetrieben durch den Anstieg der Bitcoin-Preise und das wachsende öffentliche Interesse.

Gold schürfen: ein altbekannter Prozess mit modernen Folgen – Nachhaltigkeit, der neue Gold-Standard

Auch der Abbau von Gold ist alles andere als umweltfreundlich. Der Energieverbrauch der Goldindustrie wird auf etwa 240 TWh jährlich geschätzt. Jedoch ist der Goldmarkt auch zehnmal größer als der Bitcoin-Markt, was relativierend wirkt. Betrachtet man die CO-Emissionen, stößt der Goldabbau pro produzierter Tonne etwa 32.689 Tonnen CO aus, was die Intensität seiner Umweltauswirkungen unterstreicht. Zudem führt der physische Abbau von Gold zu weiteren erheblichen Umweltbelastungen, einschließlich Landschaftszerstörung und chemischer Verschmutzung. Aber ein Neudenken und Handeln hat eingesetzt. Die Goldindustrie steht vor einer nachhaltigen Transformation, getrieben durch zunehmende regulatorische Anforderungen und ein wachsendes Verbraucherinteresse an Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Aktuell erfüllt nur ein kleiner Teil der weltweiten Goldproduktion nachhaltige Standards, aber Initiativen wie die EU-Taxonomie und verschiedene Zertifizierungsprogramme setzen neue Maßstäbe. Die „Responsible Gold Guidance“ der London Bullion Market Association und die „Responsible Gold Mining Principles“ des World Gold Council fördern strenge ökologische und soziale Praktiken in der Branche. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Goldförderung und -handel verantwortungsvoller zu gestalten und korruptionsfrei zu halten, wobei auch der Schutz der Menschenrechte und des Ökosystems berücksichtigt wird. Mit steigender Nachfrage nach fair gehandeltem und ökologisch gewonnenem Gold könnte Nachhaltigkeit bald zum neuen Standard im Goldsektor avancieren. Investoren, die sich der Nachhaltigkeit verschreiben, stehen daher vor der Herausforderung, die langfristigen ökologischen und sozialen Kosten dieser Investitionsoptionen zu bewerten und in ihre Entscheidungsfindung einzubeziehen, um wirklich zukunftsorientierte und umweltbewusste Anlagestrategien zu verfolgen.

CO-Fußabdruck: Eine unsichtbare Bedrohung

Die CO-Bilanz beider Assets fällt drastisch aus. Bitcoin allein könnte laut einer Prognose bis 2024 so viel Energie verbrauchen wie Italien in einem Jahr und damit CO-Emissionen in Höhe derer der Tschechischen Republik produzieren. Einzelne Bitcoin-Transaktionen erzeugen etwa so viel CO wie 126.728 Stunden YouTube-Videos. In der Debatte um Umweltverträglichkeit scheint Gold zwar eine problematische Vergangenheit zu haben, doch die Bitcoin-Mining-Industrie ist ebenfalls ein großer Stromverbraucher. Ein weiterer Punkt ist die Alltagstauglichkeit: Während Gold nicht als alltägliches Zahlungsmittel taugt, gewinnt Bitcoin langsam an Boden in der digitalen Zahlungswelt.

Die Suche nach Alternativen und die Zukunft der Investments

Angesichts dieser ernüchternden Daten stehen Investoren und die Gesellschaft vor einer schwierigen Wahl. Der hohe Energieverbrauch von Bitcoin hat bereits zu einer Abkehr von der Kryptowährung durch große Unternehmen wie Tesla geführt. Elon Musk selbst hat die Nutzung fossiler Brennstoffe für das Bitcoin-Mining als „wahnsinnig“ bezeichnet. Die Bewegung hin zu erneuerbaren Energien könnte hier Abhilfe schaffen, doch dies ist nur ein Teil der Lösung. Während Bitcoin in den vergangenen Jahren beeindruckende Renditen erzielte – eine Verzehnfachung des Werts seit 2011 – zeigt dies auch seine hohe Volatilität. Gold hingegen hat eine moderate, aber stetige Wertsteigerung erlebt. Dies macht es zu einer zuverlässigeren Option für diejenigen, die geringeres Risiko bevorzugen.

Ein entscheidender Moment für nachhaltige Anlagen

Die Diskussion über den ökologischen Fußabdruck von Bitcoin und Gold ist nicht nur eine akademische Übung, sondern eine dringende Notwendigkeit, die Weichen für die Zukunft der Investments neu zu stellen. Während Gold eine lang etablierte Ressource mit tiefer kultureller Verankerung ist, stellt Bitcoin eine moderne Herausforderung dar, die innovative Lösungen erfordert. Die Diskussion, ob Bitcoin das neue Gold sein kann, sollte eher in Richtung einer möglichen Koexistenz oder Ergänzung geführt werden, statt in einem direkten Wettbewerb. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, die sie in verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Szenarien relevant oder weniger geeignet machen. Letztlich bleibt es eine Frage der persönlichen Präferenz und der spezifischen Anlageziele jedes Einzelnen. Der Vergleich dieser beiden Assets zeigt deutlich, dass nachhaltige Entwicklungen und Technologien entscheidend sein werden, um die Umweltauswirkungen unserer Anlagewahlen zu minimieren. Welchen Weg wir auch wählen, die Notwendigkeit einer umweltbewussten Perspektive ist unumgänglich.

Autor: Uli Bock, Edelmetallexperte

Das Unternehmen EM Global Service AG im Herzen Europas gelegen konzipiert und betreut Rohstoff- und Edelmetallkonzepte. Das Leistungsspektrum der EM Global Service AG umfasst den Erwerb, die Verwahrung und Sicherheit von physischen Edelmetallen für die Eigentümer, die Käufer. Das Unternehmen mit ihrem Team baut auf wirtschaftliche Stabilität und sichern diese mit Zuverlässigkeit und Diskretion in der Vermögensverwahrung im Herzen Europas. Weitere Informationen unter www.em-global-service.li

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