Neben Information, Aufklärung, mentaler Unterstützung und Hinweisen für den richtigen Umgang mit dem Beschwerdebild bedarf es auch frühzeitiger Maßnahmen zum Selbstschutz pflegender Bezugspersonen, erklärt der Leiter der Beratungsstelle „FamilienKnäuel“, Dennis Riehle (Konstanz) in einer aktuellen Aussendung angesichts der im Jahr 2022 deutlich angewachsenen Nachfrage nach Demenzberatung: „Gerade kurz nach der Diagnose fallen vor allem die Nahestehenden oftmals in ein Loch, während Betroffene nicht selten die Nachricht über die Erkrankung zum Selbstschutz oder aufgrund der bereits fortgeschrittenen kognitiven Einschränkung an sich abprallen lassen. In diesem Stadium ist es besonders wichtig, Edukation anzubieten, damit gerade das Umfeld des Patienten ausführlich über die Folgen der Demenz unterrichtet ist und sich entsprechend auf notwendige Unterstützungsmaßnahmen einstellen kann“, sagt Sozialberater Dennis Riehle. Daneben gebe man umfangreich Auskunft darüber, welche Verhaltensweisen des Betroffenen auftreten können und wie man als Angehöriger am besten darauf reagiert. „Denn vielfach ist die Symptomatik anfangs noch sehr gering ausgeprägt, sodass Persönlichkeitsveränderungen zunächst nicht auffallen und Erkrankte sie noch lange Zeit gut überspielen können. Trotzdem braucht es rechtzeitige Tipps, wie der Außenstehende auf Verwirrung, Depression, Rastlosigkeit, Impulsivität oder Vergesslichkeit des Patienten eingehen soll. Zudem sollte der Betroffene, solange es geistig möglich ist, über seine Erkrankung sensibel und einfühlsam aufgeklärt und ebenfalls mit denkbaren Szenarien behutsam konfrontiert werden, damit im Ernstfall Angst und Verunsicherung über den Wandel der eigenen Person ihn nicht übermannen“, sagt der Demenzberater.
Letztendlich sei es zu jedem Zeitpunkt wichtig, Würde und Integrität des Erkrankten zu bewahren und ihn das empfinden zu lassen, führt Dennis Riehle aus. Der 37-jährige Psychologische Berater hat sich in der Altenbetreuung, im Pflegerecht und in der Seelsorge fortgebildet und berichtet aus seiner Erfahrung: „Nicht wenige Familien erfahren durch die Betroffenheit eines Mitglieds die wohl intensivste Zeit des Miteinanders, das Zusammengehörigkeitsgefühl steigt beträchtlich. Immerhin kommen mit dem beginnenden Gedächtnisverlust häufig Erinnerungen hoch, die emotional bewegen und verbinden. Dass sich das Wesen des Patienten umstellt, bedeutet nicht, dass er nicht am Geschehen in seiner Umgebung teilnimmt. Viel eher ist er auf mehr Nähe und Sicherheit angewiesen, weshalb ein Rat an die Angehörigen stets lautet: Lassen sie ihren Nächsten nicht allein! Wenn man sich als Bezugsperson überfordert und belastet fühlt, gibt es viele Möglichkeiten, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Neben niederschwelligen Angeboten wie einem Demenz-Café oder einer stundenweisen Betreuungsgruppe spielt natürlich die Nutzung von Pflegeleistungen eine zentrale Rolle. Hierüber müssen die Angehörigen informiert und zur Antragsstellung ermutigt werden. Auch wir beraten in diesem Fall sehr gerne“, führt Dennis Riehle aus. Daneben sei eine mentale Stärkung von Betroffenen und ihrem Umfeld unersetzlich: „Demenz wird allzu oft nur als ein Verfall gesehen. Dabei bedeutet die Erkrankung vor allem, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen und sich anzupassen. Dann kann in diesem Abschnitt unseres Daseins sehr viel Kraft und Zuversicht liegen, wenn nicht allein auf die Verluste geblickt wird, sondern die verbleibenden Fertigkeiten in den Mittelpunkt rücken. Denn es hat sich gezeigt, dass eine solche Erkrankung zu überaus prägenden und bereichernden Momenten führen kann, gerade durch den überraschenden Humor und Freude des Betroffenen. Insgesamt lässt sich mit praktischen Anregungen und Hilfestellungen von Experten noch eine sehr intensive Lebensphase gestalten“.
Die kostenlose Familien-, Psychologische und Sozialberatung ist unter www.beratung-riehle.de erreichbar.
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