Freitag, November 22, 2024

In der Krippe nahm die Diplomatie ihren Anfang!

Gedanken zum Weihnachtsfest 2023 von Prädikant Dennis Riehle

Nun ist Weihnachten da und im Land wird es vielleicht für einige Tage etwas stiller und fröhlicher als im zu Ende gehenden Jahr. Der Advent geht nahtlos in den Heiligabend über – und man könnte nun damit beginnen, die Geschichte von Maria und Josef zu rezipieren. Gleichsam könnte man wieder einmal an den Text von „O du fröhliche“ erinnern. Ich habe mich aber für ein ganz anderes Lied entschieden, das selten im Gottesdienst zu diesem Anlass gesungen wird. Unter EG 20 findet sich „Das Volk, das noch im Finstern wandelt“. Den ursprünglich niederländischen Text hat Jan Willem Schulte Nordholt 1973 geschrieben. Im Text heißt es: „Er kommt mit Friede. Nie mehr Klagen, nie Krieg, Verrat und bittre Zeit! Kein Kind, das nachts erschrocken schreit, weil Stiefel auf das Pflaster schlagen“.
Der Verfasser arbeitet dabei Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Und welche bessere Beschreibung könnte es für 2023 geben als solche Zeilen.

Überhäuft mit grausamen Bildern und schrecklichen Schlagzeilen, aber auch Konflikten im eigenen Land, Sorgen im privaten Leben und einer großen Desorientierung und Verunsicherung – teilweise erdrückte uns die Dynamik der unterschiedlichen Herausforderungen. Wie heilsam ist da die Botschaft, die uns aber zu glauben schwerfällt.
Die Verheißung, dass Jesus uns von all diesem Ungemach befreit, klingt viel zu schön und utopisch, um wahr zu sein. Und mit Ausnahme der Klimakleber scheint ja auch niemand die Offenbarung herbeizusehnen, damit wir in eine neue Welt gehen können.

Viel eher suchen wir nach den Möglichkeiten im Hier und Jetzt, Versöhnung und Vergebung zu praktizieren. Um hierauf eine Antwort zu finden, lohnt sich der Blick in ein anderes Weihnachtslied: „Dies ist der Tag, den Gott gemacht“, so schrieb Christian Fürchtegott Gellert.In Strophe 7 von EG 42 heißt es dort: „Durch eines Sünde fiel die Welt, ein Mittler ist’s, der sie erhält. Was zagt der Mensch, wenn der ihn schützt, der in des Vaters Schoße sitzt?“. Ja, wie oft hoffen wir darauf, dass sich in der Ukraine oder in Nahost ein Brückenbauerfinden lässt, der zwischen beiden Parteien vermittelt. Das Baby in der Krippe ist Symbol dafür, dass wir eben nicht in eine uns immer weiter antreibende Spirale der Kriegstüchtigkeit verfallen, sondern auch an diplomatische Initiativen denken – und ihnen eine Chance geben. Der Stern über Bethlehem erinnert uns an unsere zivilisatorische, ethische und zwischenmenschliche Verantwortung, Leiden und Sterben zu verhindern.

Aus dem eigenen Alltag wissen wir, dass es manchmal eine moderierende Stimme von außen braucht, die Gespräche animiert, lenkt und Kompromisse herausarbeitet. Was es darüber hinaus braucht, das ist ein Loslösen aus der Ideologie von unbedingtem Sieg und verständlicher Rachsucht. Dies kann nur gelingen, wenn wir nicht unsere eigenen Erwartungen, Vorstellungen und Ansprüche in den Mittelpunkt stellen, sondern uns allein den Opfern von Gewalt verpflichtet fühlen. Letztendlich beginnt eine neue Perspektive erst dann zu wachsen, wenn wir auch im Kleinen dazu bereit sind, und selbst etwas zurückzunehmen – und Platz zu schaffen für die Wirkung dieser oftmals wundersamen Kräfte der Diplomatie.

Sie entwickelt nicht selten eine Eigendynamik, die keiner erwartet hatte. Gläubige Menschen könnten dahinter die theistische Hand von Gott vermuten. Und tatsächlich hilft es manchmal, nach einem rationalen und pragmatischen Weitblick vor allem in Hoffnung und Zuversicht zu setzen. Doch das fällt uns heute schwer, weil wir uns allzu oft im Stich gelassen und enttäuscht fühlen. Dabei ist der Schöpfer sehr viel präsenter als wir es manchmal meinen. Er ist da, selbst wenn wir uns mit unserem begrenzten Verstand die Köpfe einschlagen. Seine Impulse sind manchmal winzig, wie das Kind im Stroh!

Weitere Informationen auf www.dennis-riehle.de.

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