Am 5. August ereignete sich an den globalen Finanzmärkten ein sogenannter Minicrash, der nicht nur in den USA, sondern auch in Japan erhebliche Auswirkungen hatte.
Der Ökonom Stefan Kühn analysiert die komplexen Zusammenhänge, die zu diesem Ereignis geführt haben, und legt dabei besonderes Augenmerk auf den Yen-Carry-Trade, eine wenig bekannte, aber mächtige Handelsstrategie.
Auslöser und gesamtwirtschaftliche Faktoren
Der Mini-Crash wurde durch eine Reihe negativer Entwicklungen auf globaler Ebene ausgelöst. Schlechte Arbeitsmarktzahlen und eine unerwartete Abkühlung der US-Industrie führten zu einer pessimistischen Stimmung an den Märkten. Hinzu kamen wachsende Sorgen um die chinesische Wirtschaft, die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und die überraschende Zinserhöhung der japanischen Zentralbank. Auch die steigenden Energiekosten, die insbesondere Investitionen in Künstliche Intelligenz belasten, trugen zur Verunsicherung bei.
Kühn betont, dass die steigenden Stromkosten, die sich beispielsweise bei Microsoft in den letzten zwei Jahren verdoppelt haben, die Investoren zunehmend verunsichern. Zudem musste der Markt den Verkauf der Hälfte der riesigen Apple-Position durch Berkshire Hathaway verkraften, was zusätzlichen Druck auf die Aktienmärkte ausübte.
Entscheidender Faktor: Yen-Carry-Trades
Der wohl entscheidende Faktor für die massiven Kursverluste in Japan war jedoch der Yen-Carry-Trade, eine Anlagestrategie, bei der Investoren in Japan Kredite aufnehmen, um diese in Ländern mit höheren Zinsen und besseren Renditen anzulegen. Diese Strategie funktioniert jedoch nur, solange die Zinsdifferenz zwischen Japan und den Zielländern groß bleibt und der Yen stabil oder schwach ist.
Die Zinserhöhung der Bank of Japan und die Andeutung einer baldigen Zinssenkung durch die US-Notenbank führten zu einem plötzlichen Anstieg des Yen. Diese unerwartete Entwicklung zwang Investoren, ihre Positionen hastig zu verkaufen, um Verluste zu begrenzen und ihre Yen-Kredite zurückzuzahlen. Dies beschleunigte die Abwärtsspirale, insbesondere an der japanischen Börse, die mit einem Tagesverlust von 12,5 % den größten Einbruch seit 1987 verzeichnete.
Risiken und Lehren für Investoren
Stefan Kühn warnt eindringlich vor den Risiken, die mit solchen Handelsstrategien verbunden sind. Die Volatilität der globalen Märkte und die Unvorhersehbarkeit von Zentralbankentscheidungen können auch scheinbar stabile Strategien wie den Yen-Carry-Trade ins Wanken bringen. Ein ähnliches Risiko bestehe, so Kühn, auch bei Krediten in Schweizer Franken, da die Aufwertung des Franken die vermeintlichen Zinsvorteile schnell zunichte machen könne.
Zusammenfassend zeigt der Mini-Crash vom 5. August eindrucksvoll, wie sensibel die Finanzmärkte auf makroökonomische Veränderungen reagieren können und welche Rolle komplexe Anlagestrategien wie der Yen-Carry-Trade dabei spielen. Anleger sollten sich der Risiken solcher Strategien bewusst sein und stets eine umfassende Risikobeurteilung vornehmen, um nicht von unerwarteten Marktentwicklungen überrascht zu werden.
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Stefan Kühn ist Betriebswirt, Ökonom und Autor; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. In seinem Buch „Einmal Theorie und Praxis der Finanzmärkte und zurück!“ führen Sie erfahrene Autoren durch das komplexe Geflecht von Fiskal- und Geldpolitik, Aktienmärkten, Klimaneutralität und der aufstrebenden Weltmacht China. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer, ehemaliger Vorstand und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.
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