Was ist das beste Material für Zahnersatz? Dies lässt sich nicht so leicht beantworten. Denn unterschiedliche Aspekte spielen eine Rolle.
Die Zähne haben einen größeren Defekt – Zahnersatz wird notwendig. Die Zahntechnikerin oder der Zahntechniker fertigt ihn für jede Patientin und jeden Patienten individuell an. Aber was ist das beste Material für Zahnersatz? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Denn bei der Wahl des Zahnersatzmaterials spielen unterschiedliche Aspekte eine Rolle.
„Die Versorgung mit Zahnersatz muss immer individuell auf die Patientin oder den Patienten zugeschnitten sein“, erläutert Prof. Dr. Dr. Franz-Xaver Reichl, Leiter der Abteilung Dental-Toxikologie an der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität München und Leiter des Internationalen Beratungszentrums für die Verträglichkeit von Zahnmaterialien (BZVZ). „Denn alle Materialien haben Vorteile sowie Nachteile. Diese gilt es genau abzuwägen, um letztendlich die richtige Entscheidung treffen zu können.“
Material für Zahnersatz ist individuelle Entscheidung
Es ist zu empfehlen, dass die Patientin oder der Patient in einem ausführlichen Beratungsgespräch mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt bereits vor der Behandlung folgende Punkte klärt:
– Welche Art von Zahnersatz kommt in Frage? Gibt es Alternativen?
– Welche Materialien können abhängig von der Größe und der Lage des Defekts zum Einsatz kommen?
– Wie lange ist ihre Haltbarkeit?
– Gibt es bereits Füllungen oder Zahnersatz? Wenn ja, aus welchem Material?
– Liegen Krankheiten vor? Besteht eine Schwangerschaft?
– Ist eine Allergie nachgewiesen?
– Welche ästhetischen Ansprüche bestehen?
– Wie ist die Zeit- und Kostenplanung?
Goldlegierungen – bewährt
In der Zahnheilkunde kommt Gold schon seit Jahrhunderten zum Einsatz. Reines Gold ist für Zahnersatz jedoch zu weich. Daher verwenden Zahntechnikerinnen und Zahntechniker Goldlegierungen. Der Goldanteil beträgt etwa 75 Prozent. Zum Gold hinzu kommen Werkstoffe wie Platin, Silber oder Kupfer – je nach Zweck und Anforderung. Diese schützen vor Korrosion, also vor der Zersetzung des Materials, und verbessern Stabilität sowie Verarbeitung. Zahnersatz aus Goldlegierungen ist gut verträglich und sehr langlebig. Er besitzt eine ähnliche Härte wie Zahnschmelz. Daher hält er auch im Bereich der Backenzähne dem enormen Kaudruck Stand und schont die gegenüberliegenden Zähne. Goldlegierungen lassen sich präzise verarbeiten und ersetzen die fehlende Zahnsubstanz exakt. So kommt es selten zu Karies am Übergang zwischen Zahnersatz und Zahn. Aus ästhetischen Gründen wird goldfarbener Zahnersatz im sichtbaren Bereich der Zähne in der Regel zahnfarben verblendet.
Nicht-Edelmetall-Legierungen – preisbewusst
Die Legierungen (Kobalt-Chrom oder Chrom-Kobalt-Molybdän) haben sich seit Jahrzehnten für Patientinnen und Patienten bewährt. Sie sind gut verträglich, aber schwieriger in der Verarbeitung. Nicht-Edelmetall-Legierungen decken nahezu das komplette Spektrum an Zahnersatz ab. Auch sie werden standardmäßig im Bereich der sichtbaren Zähne zahnfarben verblendet. Nicht-Edelmetall-Legierungen mit Molybdän eignen sich für die Modellgusstechnik bei herausnehmbarem Zahnersatz. Zahnersatz mit einem Molybdän-Anteil ist sehr elastisch und damit weniger bruchanfällig. Wer die Kosten im Blick haben muss, bekommt mit einer Nicht-Edelmetall-Legierung eine preisbewusste Versorgung.
Keramik – ästhetisch perfekt
Von der Dentalindustrie speziell entwickelte Keramiken sind widerstandsfähig und sehr gut verträglich. Sie punkten insbesondere mit einer sehr guten Ästhetik. Denn die Dentalkeramiken sind zahnfarben und lichtdurchlässig. So kann die Zahntechnikerin oder der Zahntechniker den Zahnersatz den natürlichen Zähnen nahezu perfekt nachempfinden. Jedoch lässt sich Keramik nicht so fein verarbeiten wie beispielsweise Goldlegierungen und darf eine bestimmte Dicke nicht unterschreiten. Dies muss bei der Präparation der Zähne berücksichtigt werden. Keramik ist insbesondere für Menschen gut geeignet, die eine nachgewiesene Unverträglichkeit gegen Metalle haben. So können Keramikimplantate eine Alternative zu Implantaten aus Titan sein. Zu beachten ist jedoch, dass Zahnersatz aus Keramik wie Kronen oder Brücken mit einem speziellen Kleber bzw. Zementen eingesetzt wird. Aus diesen können wiederum Substanzen freigesetzt werden, die bei Allergikern Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen können.
Zirkon – dentaler Hochleistungswerkstoff
Zu den Innovationen der Dentalindustrie bei den Zahnmaterialien zählen keramische Hochleistungswerkstoffe wie das Zirkonoxid. Es ist gut verträglich und enorm stabil, so dass die Zahntechnikerin oder der Zahntechniker daraus neben Kronen auch ganze Brücken fertigen kann. Zirkonoxid ist insbesondere für ästhetisch anspruchsvolle Versorgungen gut geeignet. Die Fertigung erfolgt mittels moderner CAD/CAM-Technologie. Das weiße Zirkonoxid-Gerüst erhält eine Verblendung mit lichtdurchlässigen Keramiken. So sieht der Zahnersatz besonders natürlich aus. Auch ist es möglich, den Zahnersatz ausschließlich aus Zirkonoxid herzustellen.
Titan – Standard bei Implantaten
Titan kommt seit Jahren vor allem bei der Herstellung von Implantaten, künstlichen Zahnwurzeln, zum Einsatz. Durch die langjährigen Erfahrungswerte sind Titanimplantate der Standard. Titan ist beständig gegen Korrosion und sehr stabil. Das ermöglicht eine besonders sichere Verankerung des Zahnersatzes auf der künstlichen Zahnwurzel. Auch verbinden sich Titanimplantate besonders gut mit dem Kieferknochen. Neben Keramik zählt Titan zu den am besten verträglichen Werkstoffen in der Zahnheilkunde. Abstoßungsreaktionen treten sehr selten auf – am seltensten bei reinem Titan. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann vorher einen Allergietest machen. Ist das Implantat in den Kieferknochen eingesetzt, wird sorgfältige Mundhygiene notwendig. Das verhindert Entzündungen um das Implantat herum (Periimplantitis).
Kunststoffe – ideal für Prothesen
Teil- und Totalprothesen kann der Zahntechniker aus zahnfarbenen Kunststoffen herstellen. Schleimhautfarbene Prothesenkunststoffe vervollständigen die Metallgerüste für Teilprothesen und bilden die zahntragende Basis von Totalprothesen. Bei der Verblendung von Zahnersatz wie Kronen oder Brücken ist Kunststoff die günstigere Alternative zu Keramik. Jedoch besitzt er eine geringere Härte und nutzt sich dadurch schneller ab. Über längere Zeiträume können auch Verfärbungen auftreten. Zum Einsatz kommt Kunststoff aufgrund seiner Elastizität vor allem bei herausnehmbarem Zahnersatz und für Provisorien.
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