Chinas Botschafter MEI Zhaorong verstarb am 22. November 2023. Der Nachruf des China Forum Berlin
Berlin, den 23. November 2023. – Das China Forum Berlin und wie wir mit Gewissheit sagen dürfen alle Freunde, Mitstreiter und Gestalter der deutsch-chinesischen Beziehungen seit ihrer Begründung trauern um einen guten, verlässlichen, alten, gleichwohl streitbaren aber immer wieder herzlich mit Deutschland verbundenen Gestalter der uns seit über 50 Jahren eng verbindenden Beziehungen. Im Alter von 89 Jahren verstarb Mei am 22. November 2023 im Kreise seiner Familie und hinterlässt die Erinnerung an die ersten, guten wie auch schwierigen Zeiten einer von Zuversicht, Fortschritt und Erfolg gekennzeichneten Epoche, deren Ende weder er noch nie jemals wollten oder wünschten. Weder für Deutschland noch für China oder die Welt. In Leipzig studierte er wie vieler seiner Kollegen Deutsch. Ein „Sprachvorteil“, der viele Gemeinsamkeiten mit Deutschlands Botschafter Erwin Wickert (1976-1980 Beijing) beinhalten sollte. Wie dessen Nähe wiederum zu Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Ja, streitbar war er auch. Der eine oder andere Botschafter durfte dies auch persönlich spüren. Gleichwohl respektierte jede andere Meinung und war vor allem offen, konstruktiv, zuverlässig, engagiert und immer ansprechbar. In guten und schwierigen Zeiten. Deutschlands Wohlstand durch die Zusammenarbeit mit China ist auch ihm maßgeblich zu verdanken. Viele Diplomaten und Nachfolger der Deutschen Abteilung Chinas sind mit ihm gemeinsam gewachsen und in seine Schule gegangen. Uns selbst verband eine lange Freundschaft und der rege persönliche Austausch bei jeder Gelegenheit eines Besuchs. In Beijing oder Berlin. Zu allen konstruktiven Kanzlern der Bundesrepublik Deutschland unterhielt er sehr enge, in der Regel dann auch persönliche und freundschaftliche Beziehungen. Mit teilweise dramatischen Belastungen der Beziehungen durch relartiv inkompetente Ansprechpartner wollte er im Alte nichts mehr zu tun haben. Seine Hand hinter den Kulisssen war jedoch immer zu spüren.
Für das herausragende Gelingen und die zuverlässige Zusammenarbeit bei der Vorbereitung der Asien-Pazifik-Wochen im September 2001 in Berlin genau an den Tagen der Anschläge in den USA steht sein Einfluss und seine schützende Hand in einer Zeit, die dramatischer nicht sein konnte ebenso, wie das Deutschland gegenüber kultivierte Vertrauen, das immer wieder auf eine durchaus harte Probe gestellt wurde.
Wie töricht es sein konnte, Chinas Selbstverständnis zu missachten und getroffene Absprachen einseitig zu hintergehen zeigten einmal die Verantwortlichen der Buchmesse in Frankfurt mit China als damaligem Partnerland (2009). Mei leitete die chinesische Delegation, der ein absprachwidriges Programm aufgezwungen werden sollte. Naturgemäß kam es zum vermeidbaren Problem. Vermeidbar insoweit, als China nicht den offenen Exkurs und die politische Debatte disziplinieren, sondern an gemeinsamen Festlegungen festhalten wollte. Eine Aufgabe, der die Macher in Frankfurt anders als wir in Berlin nicht gewachsen waren. Möglicherweise war diese Erfahrung der Auslöser dafür, dass Mei in der Folgezeit in vielerlei Hinsicht streitbarer wurde und mit nicht näher bekannten Ansprechpartnern aus Deutschland sehr viel kritischer agierte. Allerdings respektierte er andere Auffassungen. Er teilte sie nur nicht. Heute gilt das Vertrauen in Deutschland als schwer belastet.
Aktiv engagierte er sich im Dialog um „Menschenrechte“ (Bertelsmann Stiftung“), beim Wissenschaftsaustausch, Förderung des Sports und Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing und Qingdao, der Förderung der deutschen Automobilindustrie und bei Präsidentschaft bei der Chinesischen Gesellschaft für Völkerfreundschaft am Kaiserpalast.
2009 war zugleich das Jahr der weiteren Förderung der Zusammenarbeit Deutschlands und Chinas auf dem Gebiet der Klimaschutz- und Umweltpolitik. Seiner Anregung entsprechend wurden die Voraussetzungen für den „Sino-German Cooperation Qingdao Summit – Erneuerbare Energien und Energiekooperation“ im Jahre 2010 konzipiert, der im Beisein von Bundeskanzler Gerhard Schröder a.D und Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer und beachtlich vielen Teilnehmern nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch der erste Schritt zur späteren Errichtung des nach wie vor aktiven Sino-German Ecoparks in Qingdao wurde. Später begleitete er die vom German Global Trade Forum Berlin entwickelte internationale Dialogplattform „Green Cities – Green Industries“, die mit dem Magdeburger Protokoll 2014 zu einer nicht nur Magdeburg, Harbin, Qingdao, Hongkong, Bangkok, Le Havre, die Mongolei, Thaipeh u.v.a. umfassenden Dialogform führte.
Er wird als verlässlicher Eckpfeiler der heute von seinen Nachfolgern verantworteten Beziehungen in Erinnerung bleiben. Seine Memoiren, würden sie denn jemals geschrieben worden sein, wären ein wertvoller Geschichtsbeitrag in Bezug auf eine Zeit, in der so viele Menschen in der Welt nach dem Ende der Teilung Europas die Hoffnung auch eine neue, bessere Zukunft setzten.
Eberhard J. Trempel
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